unscheinbar XVII - blüten am wegrand

 


was zeichnen heute? erst der typ. er setzt sich mir gegenüber. ausgerechnet. er ist mir gar nicht sympathisch. aber sein gesicht lässt sich mit wenigen strichen gut erfassen, während er sich dieser idiotischen fummelei an einem handy hingibt. ich geh raus, an die luft. die menschen reden von ostern, ihren reisen an ferne orte. ich werde hier bleiben. reisen ... kann ich sowieso nicht mehr. ich streife durch einen nahen park, freue mich erneut an den unscheinbaren blüten, die an glocken erinnern, später am tag an einer stolzen magnolienblüte. auf dem weg muss ich einem protzig-breiten, schnellen und sehr teuren fahrrad ausweichen. auf der post will mir die verkäuferin zu den briefmarken noch rasch ein besseres handyabo andrehen ... mensch, wisst ihr überhaupt, mit was ihr euch da alles beschäftigt? mit welch grossspurigen ansprüchen ihr durchs leben geht? und wie hohl manches davon ist? ich erkläre ihr, ich sei todkrank und dass man sich da über andere dinge gedanken mache als handyabos. mir bleiben die sonnenstrahlen heute, die wärme, die wenigen schritte, die ich gehen kann, die frische luft, ach so vieles, alles in nächster umgebung. brauche ich mehr?