tageszeichnung - lilie

 

 

kürzlich habe ich am lauten letzigraben braune lilien entdeckt (s. unscheinbar 25 - eine braune lilien am letzigraben) und heute nicht weit davon entfernt in einer stillen seitenstrasse diese leuchtend gelben an einem bach, der dem uetliberg entspringt. ein quartier voller geheimnisse

wie in dieser blume
ist unser wesen reines licht
und dieses licht zu verbreiten
ist unsere bestimmung

wir brauchen es nicht zu wissen
wir brauchen es nicht zu denken
es ist einfach so

ich hatte eine weile
in einem garten gesessen
versunken in seine schönheit
da begannen alle vögel zu singen

vom gedicht lilie existiert eine audioversion (link, bitte über kopfhörer anhören): stimme: frank wartenweiler, harfe und arrangement: veronika ehrensperger. weitere vertonungen von poesie, haikus und texten auf der seite poems + haikus (audio) (link)

 

tageszeichnung - motto

hinsehen statt fernsehen
kritzeln statt surfen
zeichnung statt zeitung

akelei

 

 

die leuchtenden farben 
das licht in der natur 
sie sind mein glück
 
wenn ich nichts zum zeichnen habe 
hungert meine seele

märkte VI - bunter flohmarkt

 

 

das habe ich dem leben noch einmal abgeluchst, vermutlich zum letzten mal, und trotz meiner schweren erkrankung dem flohmarkt auf dem bürkliplatz am samstag einen besuch abgestattet, um einer alten leidenschaft zu fröhnen, mitten im markttreiben zu malen (s. label markt). ich wäre nicht hingegangen, wenn ich nicht zugleich einer freundin, die an einem stand alten hausrat anpries, mit einem besuch hätte freude bereiten können. mitten im gedränge habe ich danach eine ruhige nische gefunden, aus der mir, glaube ich, gelungen ist, die heiter friedliche stimmung des ortes zu erfassen. ja, ich liebe das leben und versuche jeden tag, noch etwas von diesem glück zu erheischen, einfach da und dabei zu sein

unscheinbar 25 - eine braune lilie am letzigraben

 


 

eine edle lilie, in unscheinbar braunem gewand, einsam an einer grauen hauswand am strassenrand des viel befahrenen letzigraben fällt sie wahrscheinlich kaum jemandem auf ...


tageszeichnungen

 

 

pausenlos plagen mich heute trotz der medikamente schmerzen. ich fühle mich schwach und krank, sollte in einem solchen zustand gar nicht mehr auf die strasse dürfen. aber rundum nimmt man es als selbstverständlich hin, dass ich das weiterhin schaffe; und so schaffe ich es tatsächlich ins café und zu zeichnen. irgendwann nehme ich die schmerzen nicht mehr wahr. das geschieht immer, wenn ich mich von formen fasziniert im zeichnen verliere und dieses schliesslich von selbst geschieht. zeichnen ist heilsam!

wieder einmal hielt ich für einen kurzen moment den schlüssel in der hand, der zu einem gelingenden bild führt. ich begann mit wenigen formen, die mich faszinierten, und gab mich dann spielerisch dem hin, was auf dem papier geschah, bis ich mich darin verlor und von einer wunderbaren stille erfüllt wurde. ich wollte nichts weiter mehr, als dass diese spontane freude am tun und diese stille andauern mögen. vielleicht ist dies das rezept zu guten bildern. jedenfalls fühle ich mich nach so einem ereignis während vielen stunden erfüllt und glücklich und kann die krankheit besser ertragen

für die zeichnungen habe ich nicht mehr gebraucht als zwei fineliner, einen in blau, einen in schwarz, und zum kolorieren einen grünen farbstift, einen kleinen pinsel, etwas wasser und eine übrig gebliebene spur von noch feuchtem kaffee in meiner tasse. welch bescheidene mittel - abgesehen von fertigkeiten - für einen moment von erfolg und glück ...

 


 

das ganze blatt mit skizzen von gestern im tram und den beiden von heute im café weist in der mitte noch eine leere ...

figurative notizen 26 - über den tisch lehnend



sie schauen nicht auf das, was ist
sondern über die gegenwart hinweg
immer in die zukunft
und versprechen dir besseres
 
aber wir haben keine zukunft
denn sie existiert nicht
 
wenn wir jetzt und sofort
innehaltend sehend werden
ändert unser gegenwärtiges verhalten
und sogleich wird alles anders

 

kommentar: das aber, meine lieben, das können wir nicht tun

figurative notizen 25 - unterwegs im tram und an tramstationen

 

der akkordeonspieler vom bellevue


 

ob der akkordeonspieler die stimmung am bellevue hebt? nein. niemand nimmt ihn wahr. die menschen starren gedankenverloren ins leere oder auf ein handy - auf meinen inzwischen seltenen fahrten in die stadt habe ich das vergnügen wieder aufgenommen, schnelle figürliche skizzen anzufertigen. bald werde ich vielleicht auch das nicht mehr können. so entstehen miniaturen, an denen ich mich lange erfreue und die viel über das leben in meiner stadt erzählen

tageszeichnung - leise, sehr leise

 

licht in den blättern des baums
 

leise, sehr leise
bin ich am gehen
manche hören es nicht 
und sehen es nicht
 
zu laut ihr denken
das nicht von dem spricht
was sie sehen
sondern von dem, was sie wollen
so hören und sehen sie eben nicht

der tod lächelt sanft
mit ihm verhandelt man nicht
und lässt ihnen zeit

sie werden erwachen
wenn ich nicht mehr bin - vielleicht

wahrscheinlicher
sie werden weiter träumen
und in gedanken kreisen
die sich selbst bestätigen

der tod lächelt nachsichtig
mit ihm verhandelt man nicht
er kommt zu jedem
zu einer von ihm bestimmten stunde
 
was wir denken
was wir träumen
das kümmert ihn nicht


tageszeichnung - motto

hinsehen statt fernsehen
kritzeln statt surfen
zeichnung statt zeitung

unscheinbar 24 - irgendein gebüsch am wegrand im sihlfeld

 


 

fasziniert von den farben der blätter dieses gebüschs habe ich verschiedentlich versucht meinen eindruck wiederzugeben. manche blätter sind tiefrot, vor allem wenn die sonne hindurchscheint, andere haben einen grünton, wieder andere sind silbern grau. da soll einer sagen, blätter seien grün ... keine ahnung, wie dieser busch heisst und es spielt für die erfahrung seiner farbigkeit auch nicht die mindeste rolle

 


unscheinbar 23 - hühner im quartiergarten

 


 

ich erwache mit schwerem schwindel, aber erstaunlich wenig schmerzen. habe ich gestern versehentlich eine überdosis an schmerzmitteln erwischt? trotz allem schaffe ich es aus dem bett und in die stadt, streichle auf dem weg durchs quartier ein junges, verspieltes und hingebungsvolles kätzchen, zeichne wie in alten zeiten menschen an der tramstation, während der fahrt und dann im café bei einem feinen frühstück

am tisch nebenan gackern zwei gut aufgedonnerte, mittelalterliche und mittelschwere damen über das leben anderer, deren operationen, dann nochmals eine reha, dass es eine entzündung geben kann, man selber schauen müsse ... ich liebe es, allein hier zu sitzen und mich von dieser wunderbaren stimmung unverbindlicher und dummer schnorrerei einlullen zu lassen. mit meiner erkrankung könnte gut ich gemeint sein, denn ich könnte leicht meine ganze zeit für behandlungen hergeben. eben gestern habe ich wieder ein angebot für bestrahlungen wegen der schmerzen abgelehnt. dafür sitze ich jetzt hier, mitten in diesem wundervollen leben, das ich für eine weile in vollen zügen geniesse

meine therapie ist das zeichnen, das malen unterwegs, krankheitsbedingt jetzt meist an unscheinbaren orten in meiner nächsten umgebung, etwa am strassenrand oder im gemeindegarten von albisrieden, in welchem ich unerwartet aus dem hintergrund leises gackern höre ... tatsächlich, auch hühner leben hier und scheinen sich zu freuen, wenn man ihre nähe sucht. ah, wie heilsam schon nur deren gegenwart ist

welken bis zum ende ist das einzig sichere versprechen

 

welkende tulpen

 

meine einzige bitte

es gab wieder und wieder eine - angeblich - gute nachricht
man bot mir mit eifer behandlungen an 
und rundum viel betriebsamkeit
 
um all das hatte ich jedoch nie gebeten
denn ich wusste seit anbeginn - dieses leid ist mein ende
 
so geh ich allein meinen weg in die stille
sie ist mehr als nur trost
sie ist unsere bestimmung
 
und bitte einzig um einen ruhigen ort
wo ich beschützt und versorgt
die verbleibenden tage in frieden verbringen
und in würde ende darf
 

hund

 


hunde verstehen es, geduldig und beharrlich zu warten. seit tagen harrt dieser darauf, publiziert zu werden


tageszeichnung - iris im gemeindegarten albisrieden

 


stille

liebst du nicht die stille
und den frieden im alleinsein
das ein all-eins-sein ist
 
dann weisst du nicht
wer du bist
woher du kommst
und wohin du gehst

tageszeichnung - motto

hinsehen statt fernsehen
kritzeln statt surfen
zeichnung statt zeitung

tageszeichnung - rose

 


dieses bild ist g. gewidmet anlässlich ihres jubiläums: sie feiert heute ihren 75. geburtstag und hat vor langen, langen jahren die schule mit mir besucht


tageszeichnung - motto

hinsehen statt fernsehen
kritzeln statt surfen
zeichnung statt zeitung

werkausstellung im living muesum zürich




wiederholt wurde ich gefragt, wann meine bilder an einer ausstellung zu sehen wären ... nun, demnächst! einige arbeiten aus der letzten zeit (s. freude_an_der_farbe) werden an der ersten werkausstellung des living museum vom 10.06. - 13.07.23 gezeigt und können dort erworben werden (s. obiges plakat). das living museum ist ein offenes atelier. es hat mich geehrt und seinen flyer mit einem meiner bilder illustriert (s. unten). für den ganzen flyer, siehe flyer offene ateliers hardgutbrache. ich freue mich, wenn möglichst viele die ausstellung und das atelier besuchen und damit ein neues und sehr unterstützenswertes projekt würdigen 


 

einblick in die atmosphäre am living muesum und ein blick auf einige porträts, die ich dort angefertigt habe ...

lügenwerbung

 



lügenwerbung
 
zeigt die welt
nicht wie sie ist
sondern nie sein wird


tageszeichnung - aussichten?

 

oh ja, auf mega viel super cooles zeugs ...

 

was an einem regnerischen tag beim zeichnen im café nicht alles auf einem blatt mehr oder weniger zufällig zusammenkommt ...

unscheinbar 22 - die kleinen lichter am wegrand sind am erlöschen

 


 
bin schon halbwegs
nicht mehr hier 
 
die versuche
mich zu halten
rühren mich
 
an einem ort
der heimat nicht sein kann
für niemanden
 
doch niemand bemerkt dies
natürlich!
denn mir allein
gilt der ruf, den ich vernehm

 

 

 

 

 

faszinierend wie die farben der kleinen lichter am wegrand von einem einst zarten rosa in blasses ocker übergehen und fast bei schwarz enden, als würden sie trauer tragen ...

linienverspielt XII - hund

 

 

welch friedlicher anblick, eingefangen mit wenigen strichen - genauso friedlich, aber mit etwas mehr zeichnerischem aufwand nachfolgend zwei portraits von tayo ...

tageszeichnung - grün

 

lichtraum grün ... in wild wachsendem blattwerk
 

anstatt grüner wird unsere welt grauer, dies dafür grün-dlich. einfach, weil graudenker, diese verkäufer leerer hoffnungen, unmöglich eine welt grün denken können. sie sollten vor allen dingen eines lernen - sehen


tageszeichnung - motto

hinsehen statt fernsehen
kritzeln statt surfen
zeichnung statt zeitung

der zauber welkender tulpen

 



morgens erwach ich
von dort
wohin ich schon bald
für immer werd gehn 

bar jeder erinnerung
und in frieden
ach, könnt ich dort bleiben

jedoch, ein wenig muss ich noch harren

fremd ist mir
an jedem tag mehr
dies leben hier

die hektik, der lärm
das geschäften für nichts
die vielen leeren worte
der drang alles zu verändern

ich erfreue mich an wenig
und das hat bestand

an einem lufthauch
einer blume
der weite des himmels
der stille

ein wenig muss ich wohl harren 
um letzte zeichen zu setzen für jene
die das alles nicht sehen

tageszeichnung - schönheit im verblühen

 

pfingstrosen verblühend

 

20 minuten, noch bevor ich das haus verlassen hatte, nein nicht gelesen, 20 minuten gezeichnet, um diesen fantastischen verfall festzuhalten, bevor alle blütenblätter abgefallen sein würden

silvana und ambrosius hatten mir diese pfingstrosen gebracht, damals noch unscheinbare knospen. kaum waren meine besucher weg, entfalteten sich grosse blüten in wunderbar reinem weiss, erfüllten meine kleine wohnung für tage mit ihrer strahlenden pracht und erinnerten mich an den schönen besuch

jetzt fallen die blütenblätter zuhauf auf meinen tisch wie frischer schnee. auch schön! die pracht zerfällt gerade so wie ich es derzeit tue. in meinem schmerzhaften verfall wundere ich mich beim aufwachen täglich, dass ich noch hier bin und später darüber, wie bizarr und künstlich unser leben hier ist, in dem alles um geschäfte machen dreht und am computer stattfindet, wie armselig! da scheint mir täglich eines sinnvoller als je: ja, auch heute hat es nochmals gereicht, ein bild zu malen


pfingstrosen in voller blüte


tageszeichnung - motto

hinsehen statt fernsehen
kritzeln statt surfen
zeichnung statt zeitung

tageszeichnung - kleines gschäfterl gefällig?

 


selbst im kühlen zürich existiert ein café, in dem sich szenen abspielen, denen ich stundenlange zuschauen könnte, auch wenn ich über viele tische hinweg kein wort vom gesprochenen mitbekomme. selbstverständlich verliere ich mich dann in zeichnereien und phantasien über das gesprochene. dort treffen sich unter anderem leute, um über geschäftliches zu reden. einige sehen jedoch wahrscheinlich nur (noch) so aus, als ob sie für geschäftliche angelegenheiten hier wären. schade nur, dass meine krankheit mir nur selten erlaubt, die reise an diesen ort zu machen


tageszeichnung - motto

hinsehen statt fernsehen
kritzeln statt surfen
zeichnung statt zeitung

unscheinbar 21 - kleine lichter des glücks am wegrand

 

kleine geheimnisvolle laternen in der nacht

 

häufig muss ich mich auf eine parkbank setzen, weil ich schmerzen habe oder keine kraft mehr zum weitergehen. das lehrt mich schönheit und glück im unscheinbaren zu entdecken, z.b. gestern kleine sterne im gras am wegrand im bild unten ...

gustav und hannelore feiern bei einem glas e-wein

 

 

gustav: komm lass uns feiern, hanny!

hannelore: du bist einfach grossartig, gusti! feiern wir wieder niedergang? der müller-reformhäuser, des kulturzentrum kosmos ... oder von was richtig grossem: den untergang der credit suisse?

gustav: nein, heute feiern wir positiv. wir feiern übergang ... etwa zu einer gletscher-FREIEN WELT, einer welt frei von überflüssigen flüssen ... oder à propos überfluss: den übergang zur sauberen elektrokraft, vom fussgang zum e-gang, zum e-bike, zum e-trottl..i..nett ... zum e-suv ... huch ... ich glaube, endlich habe auch ich einen ... hick ... e-suff

tageszeichnung - dachlandschaft

 

 

ich hing heute wieder für stunden am tropf mit aussicht auf eine ziemlich öde dachlandschaft. habe sie dennoch gezeichnet. als this beim mittagessen die zeichnung sieht, meint auch er, dass die dachlandschaft seelenlos sei. jedoch die zeichnung davon sei sehr wohl beseelt. ja, mit zeichnen ist es möglich, seelenlosen dingen leben einzuhauchen, unsere eigene lebendigkeit. das zeigt, dass kunst lebenserhaltend ist

 

tageszeichnung - motto

hinsehen statt fernsehen
kritzeln statt surfen
zeichnung statt zeitung

unscheinbar XX - glück am strassenrand

 

für glück brauche ich keine grosse reise zu unternehmen. es ist überall, gratis, ganz nah, in der betrachtung von unscheinbaren blüten am strassenrand in meinem quartier, im nächsten atemzug, im nächsten schritt ... hier hatte ich ausserdem das glück, das noch nasse aquarell unmittelbar vor einem wolkenbruch nach hause ins trockene retten zu können


lichtes gold der osterglocken

 


auf dem friedhof sihlfeld stiess ich auf riesige schalen voll leuchtender osterglocken. in alle richtungen versprühen sie goldenes licht, das aus einer anderen sphäre zu stammen scheint

noch lebe ich hier auf erden, jedoch schwer krank, und bewältige den alltag auf eine inzwischen wohl seltsame art, ...

rhododendren

 

sehnsucht spüre ich
nach frieden, schönheit, leichtigkeit, stille ... 
wie sie in diesen blüten leben 
von dieser atmosphäre getragen
möchte ich meine letzten tage verbringen
mich auf die endgültige heimkehr 
einstimmen dürfen