stiefmütterchen


erneut auf dem sihlfeld, wo stiefmütterchen in allen farben blühen. da! - da leuchtet mir ein besonderes rot entgegen. ich kann nicht widerstehen und hole den winzigen aquarellkasten hervor, obwohl malen im stehen für mich mittlerweile sehr mühsam ist. ich male drei dieser blumen. für mehr reicht die kraft nicht. so vollende ich das bild zu hause 

jetzt, wenn spürbar mein ende naht, woran halt finden? es gibt eine angst, eine ziemlich grosse, weil es bei diesem übergang, vor dem ich grossen respekt habe, nichts gibt, an das ich mich halten kann. wir alle begehen ihn letztlich allein und ohne vorerfahrung ...

du findest tröstliche worte: ich möge vertrauen, dass wir immer auf den für uns besten weg geführt werden. gelingt mir das? kann ich das spüren? ich habe es im leben noch nie so schwierig gefunden, mich von einem treffen zu verabschieden. euch, die ihr mir ans herzen gewachsen seid, vielleicht nie mehr zu sehen, das ist zu viel. euch verlassen, mit denen ich so viele wertvolle momente teilen konnte, erscheint mir eine unerträgliche zumutung. so hadere ich damit, dass dieses leben enden soll. ja, ich liebe dieses leben auf der erde, sonst hätte ich nie die stiefmütterchen gemalt. und ja, ich bin häufig traurig und weine über das, was ich schon jetzt unwiederbringlich verloren habe und nur noch erinnerung ist

das einzige, was mir orientierung gibt, ist die erfahrung von frieden. in frieden gehen, ist wohl der einzig gute weg. dazu gehört gerade die hingabe an so etwas kleines wie die stiefmütterchen und noch viel mehr, dass ich euch wissen lasse, wie sehr ihr mir ans herzen gewachsen seid und wie sehr ich all die gemeinsamen erfahrungen schätze