entgleisung IX - 'social dis-danse' macabre am neuen maskenball


verarbeitung des selbstporträt vom 23.03.20 - maskiert

früher mal, wir waren noch  dumm, da hatten wir jedes jahr ne richtige grippe. wir sassen nächtelang nah beieinander, lachten gemeinsam, feierten das leben und steckten einander gegenseitig an, was das zeug hielt. und dann wurde gestorben ... nicht selten war ich der einzig überlebende. kaum zu glauben, wie viele male ich beide eltern bei einer grippe verloren habe ...

heute sind wir weiter, cool und echt gscheit. und wir haben endlich ein leistungsfähiges virus. zwar sind nicht halb so viele daran gestorben wie früher an einer grippe, bleiben viele spitäler unterbelegt und hört man kaum mehr je jemanden husten, enttäuschend wenig, wenn man bedenkt, was die weltgesundheits-organisation vorausberechnet hatte ... aber eben, das ist so, wie exbärten evidzient (es heisst doch so, oder?) bewiesen haben, weil wir das virus tracken und tracen, weil wir home office, 'social dis-dancing', soziale isolation und versammlungsverbot haben, das haus nicht mehr verlassen dürfen, die wirtschaft runtergefahren haben etc. - kurz den grossen 'look down' - but not forward - feiern

vor allem tragen wir weisse masken und handschuhe, sehen aus wie zombies und erschrecken jedes virus zu tode. das weckt gegenseitiges vertrauen und wir sehen endlich mal sympathisch aus

wenn du jetzt den letzten, neusten segen benennen kannst, den das virus über die menschheit gebracht hat, gewinnst du einen preis: du darfst mir dann den maulkorb ... entschuldige, ich meine natürlich ... die maske vom gesicht reissen


verarbeitung des selbstporträt vom 23.03.20 - unmaskiert


nachtrag im mai: die lösung der frage nach dem grössten segen des virus findet sich im text des eintrags entgleisung XII - viraler super-gau im denken, wem das zu lang ist, springe direkt zum lustbetonten virus freunde und andere 27 - mick jagger und die roaring sixties