der ruhige parco ducale in bereits herbstlichen farben |
im september bin ich nach parma gefahren, um auf der via francigena über den passo della cisa ans mittelmeer zu wandern. endlich, denn zwei frühere anläufe im frühling (siehe via francigena und ...
via francigena II) hatte ich abbrechen müssen. in parma beeindruckte mich, dass noch damen und herren im alter von 80 es sich leisten, rad zu fahren, mit würdevoller eleganz. im gegensatz zu zürich habe ich mich dort von radfahrer/innen nie bedroht gefühlt. es sind deren viele und sie fahren ganz selbstverständlich in der belebten fussgängerzone, aber stilvoll, ruhig und mit rücksicht und respekt vor fussgängern. wir könnten von denen etwas lernen ... respektive: wir müssten, denn bei uns brutalisiert - ja, ich meine dies wörtlich - sich das benehmen vieler radfahrer im fussgängerbereich. in den medien wird es ignoriert oder direkt geleugnet. auf diese brutalisierung hinzuweisen ist hier tabu
die wanderung habe ich in fornovo, wenige kilometer von parma entfernt, am fuss des apennin wieder aufgenommen und machte in cassio zum ersten mal station. hier die lichte stimmung am abend aus dem einzigen restaurant am ort
bis zum pass braucht man zu fuss zwei tage und bewegt sich in der emilia romagna. übernachten kann man jeweils in einem einfachen ostello, beide male in einer liebevoll geführten, früheren casa cantoniera (strassenwärterhaus an der ss62 zum pass), geschichtsträchtigen bauten. hinter der passhöhe beginnt ligurien. der erste etappenort im tal der magra ist pontremoli, eine stadt mit historischen wurzeln und einem gut erhaltenen, mittelalterlichen kern. ich hatte das glück, mitten in der altstadt wohnen zu können. hier die sicht von meiner terrasse aus, die wie ein nest in die vielen häusern gebettet war
natürlich findet man hier eine schöne piazza mit arkaden, darunter in einer ecke ein traditionsreiches, gut erhaltenes, altes cafè
an einem wuchtigen stadturm endet abrupt eine der engen gassen und damit auch die altstadt
in der gasse selbst: restaurants und kleine geschäfte. hier steht der händler in einem freien moment vor seinem lebensmittelladen und wartet auf kunden oder auch eine gelegenheit zum plaudern
weiter unten im tal der magra, der lunigiana, kleine, gut erhaltene alte dörfer und kirchen
nach drei tagen erreicht man das sehenswerte sarzana, noch so eine kleine stadt mit gut erhaltenem historischen kern. müde liess ich mich zuerst in einer gelateria nieder ... und nach einem leckeren eis war es der ausblick über die enge gasse, der mich faszinierte: ich konnte einem coiffeur durch die offene tür - ja, es war warm dort - bei der arbeit zuschauen
von sarzana führt die via francigena über massa in die toskana nach rom. ich aber wollte ans meer und dann der küste entlang nach genua. meine route führte nach la spezia und um den golf zunächst zum stillen, wenig bekannten ort le grazie. abends konnte ich vom restaurant aus beobachten, wie sich grosse wolken allmählich in die höhe türmten. am morgen danach waren sie wieder weg. aber am nachmittag, nach einem feinen mittagessen, würden sie unerwartet schnell und sehr finster wieder auftauchen und sich in form eines gewaltigen gewitters über mich entladen und mich jagen ... so ist das mit den überraschungen auf wanderungen