zu fuss von parma nach genova II (ligurische küste)
von le grazie erreichte ich portovenere zu fuss in weniger als einer stunde und hatte die kleine kirche auf einem fels hoch über dem meer früh am morgen noch für mich allein. ab 10 uhr fluteten horden von ...
konsumtouristen aus bussen und schiffen das kleine dorf und verdarben jede stimmung, zeit für mich in die berge aufzubrechen. nach einem mittagessen am ruhigen und lichten colle del telegrafo und einem langen gespräch mit einem sympathischen paar aus dem piemont brach ich spät am nachmittag auf. hinter dem bergkamm drohte zu meiner überraschung eine rabenschwarze wand. die wolken vom vortag waren zurückgekehrt, über dem meer jedoch blauer himmel. so brach das gewitter doch einigermassen unerwartet und umso heftiger über mich herein. klatschnass kam ich unten im ersten dorf der cinque terre an, riomaggiore, wo mich der ärgste schock der ganzen wanderung traf
die gassen des einstig charmanten winzer- und fischerdorfs sind zu einer partymeile degeneriert, auf der sich täglich massen von menschen aus allen ländern mit alkohol vollpumpen und fressgelage abhalten. bis spät in die nacht erschallt in den einst stillen gassen lautes geschwätz. was kaum jemand mitbekommt: am morgen um 5 uhr wird dann tonnenweise abfall entsorgt und neue ware angeschafft. die idyllische häuseransammlung in der engen bucht dient nur noch als kulisse, gut genug für ein paar schnelle fotos, und als lagerstätte zum ausschlafen, bevor die 'kunden' mit kameras behängt und rollkoffern weiterziehen. die ursprüngliche kultur des dorfes und seiner bewohner/innen nehmen sie kaum wahr, schon gar nicht bringen sie ihr wertschätzung entgegen, ja sie haben diese alte kultur längst zerstört und verbrauchen deren überreste weiter auf rücksichtslose weise - ein grausames beispiel der folgen neoliberalen, einzig auf finanziellen gewinn ausgerichteten wirtschaftens, einer form des wirtschftens, die ich als vorgehen mit einer brechstange bezeichnen würde
am nächsten tag zog ich in der dämmerung los, noch bevor das getöse von neuem losging, und brachte die cinque terre nach diesem vorfall in einem tag hinter mich. erst drei dörfer danach, in framura, fand ich zuoberst auf der krete, weit weg vom meer, wo man nur schwer hinkommt, im ortsteil costa wieder eine herberge mit normaler und angenehmer atmosphäre. da mich kein anderes motiv inspirieren wollte, zeichnete ich beim essen mehrmals die tüchtige, nicht mehr ganz junge signora auf ihren gängen von der küche zu den tischen und zurück
auf wegen hoch über dem meer mit eindrücklichen felsformationen und fernblicken gelangte ich ...
... nach sestri levante, in die baia di silenzio, in der ich früh am morgen gerne schwimmen gehe. dort steht ein farbenfrohes, früheres kloster, das heute als kongresszentrum dient und deshalb öffentlich nicht zugänglich ist
auf der gegenüberliegenden seite der bucht gibt es noch immer ein richtiges kapuzinerkloster, das einer der steinreichen ausländer, die sich in der region niedergelassen haben, kaufen wollte im irren glauben, mit geld alles erstehen zu können - haha, vergeblich! so kehren von der kirche des kapuzinerklosters heute noch abends alte frauen nach hause, kaum beachtet und schwer gebückt
weiter ging es nach chiavari, wo ich erneut auf spuren aus dem mittelalter stiess, so manche der säulen, welche die ausgedehnten laubengänge stützen
unter oder neben diesen laubengängen kann man gemütlich und fein essen, hier z.b. in der osteria luchin mit ihrer berühmten farinata aus kichererbsenmehl, wasser, salz und öl. die osteria ist seit generationen in den händen der familie luchin. das spürt man an der gelassenen und heiteren atmosphäre
nicht zu vergessen der farbenfrohe, tägliche früchte- und gemüsemarkt auf der nahen piazza mazzini
von chiavari stieg ich wieder in die berge nach montallegro hoch über rapallo, ein pilgerort mit einer grossen kirche und dem einfachen albergo ristorante casa del pellegrino, 1947 erbaut. in den wintermonaten wird es vom besitzer eigenhändig in stand gehalten und schrittweise schön restauriert. hier die sicht aus meinem fenster in die bucht von rapallo. zwischen den bergen liegt das berühmte portofino
danach ging es über eine ausgedehnte gratwanderung mit fantastischer fernsicht nach camogli, zunächst über den wilden monte manico del lume, hinter dessen gipfel ich auf einem engen, steilen und felsigen grat teilweise an ketten hinabsteigen musste: beschwerlich, nicht ganz harmlos, aber alles ging gut; zum glück, denn an jenem tag traf ich unterwegs nicht eine einzige seele an. später noch zwei stunden im regen auf rutschigen wegen ... so kam ich in camogli ziemlich erschöpft an. frachtschiffe am horizont kündeten das nahe genua mit seinem hafen an
die tour neigte sich nach drei wochen dem ende zu. heiter und erfüllt von zahllosen erfüllenden momenten und begegnungen ging ich jeden meter zu fuss bis ins zentrum und zum bahnhof principe von genua. trotz vieler anregender motive habe ich aus genua lediglich eine skizze aus dem restaurant beim abendessen mitgebracht