während ich male, rücken die krankheit mit ihren schmerzen und die müdigkeit in den hintergrund. ich verliere mich in der farbe. danach ist das leid jedoch schnell wieder da und erinnert hartnäckig an mein ende. ist das schlimm? wenn ich kaum mehr gehen kann, ist auch das bedürfnis nach den einstigen wunderbaren wanderungen verschwunden. sie sind so unvorstellbar geworden, dass ich ihnen zeitenweise nicht einmal mehr nachtrauere. dieses bedürfnis ist reichlich gestillt worden
es wird mir klar, dass es schlicht keine rolle spielt, ob ein leben kurz oder lang dauert. jedes leben folgt seiner eigenen bestimmung. und diese verlangt jetzt von mir, dass ich mich auf das ende meines irdischen aufenthalts besinne. alles andere ist sinnlos. mein interesse am alltäglichen kleinkram ist plötzlich weg. natürlich drehen meine gedanken noch immer um alltägliche belange und markieren, dass ich mich noch immer am leben hier orientiere. ich brauche noch immer etwas zu essen, einen schlafplatz, wasser ... ich realisiere, wie wir als menschen - ohne es zu bemerken - eben durch denken unsere alltägliche wirklichkeit erschaffen - kriege so wie auch glück! jedoch werden jetzt bei mir die verbindungen lose, ganze themenkreise werden mir lästig, verschwinden wie wäschestücke, die man von der leine nimmt. anderes scheint wichtig zu werden, ohne dass ich es genau benennen kann. ich bewege mich auf einen weiteren lichtraum zu und werde dereinst dorthin verschwindenwir wollen in unserer kultur nichts wissen vom tod, obwohl er unsere bestimmung ist. wir versagen uns damit etwas, denn in dieser einstimmung auf unser letztes ziel liegt ein grosser frieden. wenn dereinst das alltagsdenken sinnlos wird, das letzte stück wäsche von der leine verschwindet, dann werde ich frei sein zu gehen und in den lichtraum des friedens eintauchen. das könnte durchaus die wunderbarste erfahrung werden, die man als mensch machen kann