kleines wunder in einer buchhandlung


 

wunder geschehen dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. wegen meiner erkrankung brachte ich eines tages nicht einmal mehr die kraft auf, vom markt zum nahen bahnhof zu fahren, um dort ein bestimmtes geschäft aufzusuchen. so betrat ich statt dessen eine kleine, mir nicht vertraute buchhandlung gerade neben dem markt. ich fühlte mich in der stille dieses raumes sofort wohl, stöberte etwas in den schön präsentierten büchern und wählte drei aus. die buchhändlerin schaute sich diese genau an und meinte, dass ich eine gute wahl getroffen hätte. überrascht wollte ich wissen, ob sie sie denn alle gelesen hätte, was die junge frau ganz selbstverständlich bejahte. sie sei buchhändlerin und da lese sie eben viel.

was mich berührte, war die stille und doch offensichtliche freude und der stolz, die sie über ihren beruf zum ausdruck brachte, während sie den verkauf abwickelte. ich fühlte mich durch ihre erste bemerkung in meiner wahl natürlich bestätigt, glaube aber nicht, dass sie sie mit dieser absicht gemacht hat sondern eher als spontane geste der freude an unserer begegnung. wenn schon mit einer absicht dann vielleicht der, mich in ein kleines gespräch zu verwickeln. so haben wir denn auch eine weile geplaudert, ehe ich den sympathischen laden verliess.

als ich vor die tür trat, hinaus in einen grauen regen, der mir mit einem kalten wind ins gesicht peitschte, spürte ich unerwartet ein wunderbar warmes und tröstliches gefühl im herzen und bemerkte, dass ich ein ganzes stück fröhlicher war als vor dem betreten des buchladens.