unscheinbar 26 - rankend dem licht entgegen

 

 

ich hatte lange im schatten einer pergola gesessen, bis ich diese pflanze direkt vor meiner nase wahrgenommen habe, so unscheinbar ist sie. gerade die formen ihres hochrankens haben mich dann gefangengenommen und zum zeichnen verleitet

derzeit befasse ich mich einmal mehr mit der arbeitsweise des malers oskar koller (1925-2004), bekannt geworden für seine wunderbaren aquarelle und seine geniale fähigkeit, mit leerem raum umzugehen. man kann viel von ihm lernen. derzeit studiere ich seinen umgang ...

  • mit dem bildinhalt: die bilder sind schlicht und konzentrieren sich auf wenige inhalte, so wie koller auch sparsam mit arbeitsmitteln umgeht. da gibt es nirgends verschwendung
  • mit der palette: mich beeindrucken die vielen farbnuancen und der farbreichtum seiner bilder
  • mit raumgeometrie: die darstellung von raum ist geometrisch durchdacht und leicht nachvollziehbar
  • mit der leere, die natürlich nie willkürlich ist, sondern mit bedacht den erwähnten geometrischen prinzipien folgt

eine übung zur annäherung an kollers sehweise: manchmal schaue ich ein bild von ihm solange an, bis ich mir vorstellen kann, was er vor der abstrahierung an jenem ort gesehen haben mag, oder bis ich mich an eine situation im eigenen leben erinnere, in der genau dieses bild möglich gewesen wäre, mir jedoch zu malen nicht in den sinn kam. das ist so, wie wenn man einen weg zurückgeht, um von einem punkt aus wieder vorwärtsgehen zu können, jedoch dieses mal auf einer neuen route