optimissmut XI - wie konzerne uns verhöhnen
zeig dem schmerz die zunge lautet gegenwärtig ein plakat in zürich, auf dem einem zugleich menschen die zunge entgegenstrecken, die sehr angepasst wirken. so also verhöhnen uns konzerne, in diesem fall die ...
pharmaindustrie. denn - hand aufs herz - wer streckt uns über ein plakat die zunge entgegen? niemand anders, als ein pharmakonzern. allein das bild ist schon abstossend; bedenklich dann die aussage des plakats
schmerz ist ein warnzeichen des körpers, hinweis auf erkrankung, schaden durch einen unfall oder eine psychosomatische erscheinung, z.b. als folge von belastenden arbeitsbedingungen, womöglich in einem grosskonzern. zeichen, die richtig entschlüsselt sein wollen, damit man adäquat reagieren kann. nein, befinden die konzerne, wir sollen die zeichen der natur ignorieren und mit etwas chemie den schmerz einfach wegkonsumieren. bild und aussage entbehren jeder würde. dass sich niemand über dieses plakat empört, lässt erahnen, wie wenig wir noch wissen, was würde ist
mit einer herausgestreckten zunge wurden vor jahren auch die rolling stones berühmt. sie verhöhnten allerdings das establishement. heute ist es umgekehrt: die so genannte elite verhöhnt uns. here it comes, here comes your 19th nervous brakedown, sangen die stones 1965; nun das passt genau auf die konzerne. sie bringen krisen und zusammenbrüche, deren folgen wir, bitte sehr, mit einer pille unter kontrolle bringen mögen
nicht nur konzerne, internet- und telekommunikationsgiganten, petro- und chemieriesen, nahrungs- und aromatisierungsfabriken, die rünstungsindustrie, banken u.a., gehen mit unseren leben (z.b. arbeitsbedingungen) und der umwelt (s. klimawandel) willkürlich und fahrlässig um, auch regierungen verhöhnen uns: an der spitze der us-regierung sitzen derzeit gleich mehrere milliardäre. wie wollen menschen, die sich ihr leben lang reichlich bei anderen und auf deren kosten bedient haben, jetzt ausgerechnet der allgemeinheit dienen können?
nein, unser geschick und unser lohn ist in die falschen hände geraten. es ist zeit, dass dies ändert - gründlich. wir brauchen das elitäre benehmen von reditemaximierern, grossinvestoren, aktionären, firmenspitzen und ihren kadern nicht, die seit jahrzehnten wirtschaftsdenken in den mittelpunkt setzen. der schaden an der menschlichen gemeinschaft ist riesig. es ist zeit, dass wir uns wieder auf werte besinnen - würde, menschlichkeit, rücksicht, respekt vor natur und umwelt. es ist zeit, dass sämtliche führungspositionen weltweit aufgehoben werden und alle macht an alle übergeht, nach dem beispiel von genossenschaften und selbstorganisierten betrieben. ebenso gehört das gesamte kapital auf der erde zurück an die gemeinschaft. kein mensch ist mehr als ein anderer. ebenso hat keiner anrecht auf mehr als andere
ansätze zu einer verwirklichung dieser gesellschaftsform zeigt die politaktivistin naomi klein in ihrem spannenden buch gegen trump, fischer taschenbuch, frankfurt am main 2018. wie sich ihre ideen derzeit in kanada konkretisieren, findet man unter the leap | caring for the earth and one another
es gibt derzeit viele bewegungen in diese richtung: der bürgermeister hat aus stockholm eine velostadt gemacht, in spanien hat ein bürgermeister dafür gesorgt, dass in seiner stadt die fussgänger überall vorrang haben. in berlin sorgt der baustadtrat florian schmidt für bezahlbare mieten für alle und wird in seinem kampf gegen grossinvestoren und renditemaximierer deshalb als robin hood für mieter bezeichnet. wie an anderen orten in europa gehen seit kurzem auch in der schweiz im ganzen land schülerinnen und schüler regelmässig auf die strasse, betroffen davon, dass weltweit nichts gegen den klimawandel unternommen wird
auch die stones hatten gegen höhner ein nettes rezept: i want to see it painted, painted black, black as night, black as coal (1966). das lässt sich hier schnell mal probehalber machen: und weg ist dieser widerlich-doofe grind, mit wenigen schwarzen und lustvoll applizierten strichen
nota bene: jede ähnlichkeit dieser zeichnung mit einer realen person ist rein zufällig. sie ist eine nachts im einsamen atelier entstandene willkürliche figur. andrerseits will ich nicht leugnen, dass sie natürlich züge trägt von geschäftstüchtigen typen. man begegnet solchen ja täglich