optimissmut IX - der prediger im salat




das jahr beginnt ja gut: in einer reichen stadt nicht weit von hier stiess ich beim bummeln auf eine bemerkenswerte statue. obwohl unmittelbar bei einer kirche stellt sie keinen kirchlichen prediger dar, ...
sondern einen der modernen sorte. einen wichtigtuer, geschäftsmann, die nase arrogant weit oben, gestikulierend, in der linken einen fetten stumpen, den mund offen, ständig am reden, von ökonomie wahrscheinlich, von der notwendigkeit des stetigen wachstums und bla, bla, bla. langweilige, öde dinge, die einen missmutig stimmen. man möchte allein schon beim anblick der bronzestatue die ohren zuhalten, obwohl auf diesem friedlichen platz hoch über der altstadt absolute stille herrscht




der bildhauer hat subtilen humor in seine arbeit gelegt: ein elegantes gilet und eine kravatte sind fein angedeutet, der kragen ist etwas zu eng. man mag den hohlen phrasen gönnen, dass sie in die leere gesprochen werden, und dem mann, dass er langsam aber sicher nicht von salat, sondern vom efeu überwuchert wird, der ihn umgibt, denn auch der standort ist gut gewählt. all dies stimmte mich heiter und zuversichtlich: selbst den fettesten räuber an der allgmeinheit, es ist nur eine frage der zeit, ereilt eines tages dieses schicksal

es schien mir eine nette idee, dem porträt des armen mannes wenigsten eine bunte kravatte zu verpassen und etwas dramatik dazu, wozu ich es auf den boden legte und auf ihm herumkleckste. ja letzteres hat schon spass gemacht. aber am ende hatte ich kalte füsse und musste schnell an die wärme. es ist winter und ich hatte mich von der statue fasziniert etwas lange mit ihr beschäftigt