aber ihre haltung ist beim stehen, gehen und sitzen meist gebeugt ... nicht als geste der unterwerfung, nein aus hingabe
(es soll auch niemand behaupten, die sähen aus wie erhängte, hingen alle an stricken ... das wäre eine perfide verdrehung! gespenster können per definition höchstens halbtot sein. man hört ja, dass sie noch irgendwie mobil sind, und offensichtlich leben und bewegen sich stadtgespenster bei uns in absoluter freiheit)
ein engel hat es auf die erde gebracht
an einer weihnacht
behutsam hat er das erste glänzende mobiltelefon
mit seinen funkelnden lichtern
unter einen weihnachtsbaum gelegt
es war der gefallene engel
der überaus geschäftstüchtige teufel
mit einem breiten, kundenfreundlichen und zufriedenen lächeln
denn - das wusste er - jetzt hatte er den gesamten teil der menschheit in seiner tasche, der über geld verfügt
er würde dafür sorgen
dass man bei vertragsabschluss
für eines dieser geräte
nicht einmal so viel ausgeben muss
wie für einen salatkopf
welch fröhlicher anblick! orange hatte uns dereinst in seiner
werbung versprochen, dass mobiltelefone weltweit ein
lächeln auf unsere gesichter zaubern würde.
wie schön und wie wahr! |
und wenig später hatten wir das
was manche von uns zu gespenstern macht
so in unsere herzen geschlossen
dass wir verkannten
welchen schrecken es verbreitet
manchmal
nach langer zeit
schauen sie auf
ganz unerwartet
mit flimmernden augen
in eine unbestimmte ferne schauend
offensichtlich sind sie nicht hier
nicht mehr von dieser erde
denn sie schauen durch dich hindurch
wie durch alles andere
als würde diese welt
mit ihren farben, geräuschen und gerüchen
als würde dieses ganze leben hier
gar nicht existieren
erholung pur
daumen ankicken
und schon setzt das smartphone
effektvoll
weite teile deines gehirns ausser betrieb
um die welt da draussen brauchst du dich nicht mehr zu kümmern
denn die anweisungen der apps
übernehmen ab jetzt
sogar die bedienung
deines restlichen gehirns
stadtgespenster sind harmlos. menschen wie du und ich. ausser dass sie ungeschickterweise gelegentlich jemandem im weg stehen oder in dich hineinlaufen, tun sie keinem etwas zuleid ... und unbeholfenheit kann man niemandem verübeln, erst recht nicht gespenstern
mehr über stadtgespenster im blogeintrag alltagsszenen VI - schattenmenschen