Bergbauer beim Heuen |
Ich war wohl etwas schneller, so dass ich im steilen Bergwald plötzlich hinter ihm herging. Er trug eine ansehnliche Menge langer, dicker und dürrer Äste, zum feuern im Winter. Sein Bündel war geschickt gebaut. Er trug es über der linken Schulter, über der rechten seinen Stock, mit dessen gebogenen Ende er das Holz zusammenhielt. "Freihändig" stieg er auf diese Weise wendig und mit sicherem Schritt den steilen, gewundenen Pfad hinunter, ohne irgendwo anzustossen. Welch anmutige Eleganz! Bei einem Baum hielt er und lehnte mit einer einzigen, schnellen Geste das Bündel daran, ohne dass ein Ast zu Boden fiel. "Pesante!", meinte ich. "Nein", erwiderte er, "das ist NORMAL", und betonte lachend das letzte Wort. Wie ahnungslos ich doch war. Er dachte nicht daran, auch nur einen Moment Pause zu machen. Er hatte einzig gehalten, um an der Stelle weiteres Holz zu sammeln.
Als ich am nächsten Morgen aus der Herberge auf die weite, wunderbar herbstliche Alpe Véglia trat, kam mir von ferne ein Mann entgegen, wieder mit Holz über den Schultern. Es war der gleiche. Und wieder dieses wunderbar breite, nicht endende Lachen im Gesicht, als wir einander kreuzten.
"Juste" bedeutet in der französischen Sprache richtig. 'Justiert' ist das Wort, das mir zu seinem Tun einfiel - keine Bewegung war falsch, keine zuviel. Genau so beim Sprechen: kein Wort zuviel, keines zuwenig! Um sich in schwierigem Gelände beim Sammeln von Holz so zu bewegen, braucht es eine andauernde, ausgewogene Koordination von Kopf und Körper. Da wird einem nicht langweilig. Sinnhaftigkeit entsteht aus der Tätigkeit selbst. Er schien davon erfüllt und strahlte diese ursprüngliche Freude aus, die einem in der Stadt kaum mehr begegnet.
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Es war heiss hier und ich ziemlich verschwitzt. Hatte ich Hunger? Ich wusste es nicht einmal, obwohl es Mittag war. Trasquera liegt 400 m über einer lauten und wichtigen Nord-Süd-Verbindung. Das Dorf hier oben jedoch war menschenleer und absolut still. Das einzige Geräusch stammte von einem Schlauch, der hinter einer Mauer einen Garten spritzte. Aus dem Nichts tauchten zwei Menschen auf und wollten von der Frau, die mit ihrem Gartenschlauch inzwischen gemütlich auf die Strasse getreten war, wissen, ob man hier etwas essen könne. Sie nannte ein Restaurant, aber dieses war offenbar geschlossen. Genau so wie die wunderschöne, alte Kirche, neben der ich gerade sass. Die zwei bekamen lange Gesichter. Enttäuschung zeichnete sich ab. Zu dumm. Sie waren also für nichts mit dem Auto hierher gefahren.
Ich schulterte den Rucksack. Was kümmerte mich die geschlossene Kirche. Auch essen würde ich später, woanders und gewiss ebenso fein. Ich war von Eindrücken bereits gesättigt an diesem Tag, war aus den Bergen durch eine phantastische Landschaft hinunter gestiegen, die letzten zwei Stunden auf einer verträumten, einsamen Mulattiera, einem angenehmen Höhenweg durch kühlen Wald. Auf mich wartete die Jahrhunderte alte "Veja d'Bröcc", eine weitere Stunde im stillen, einsamen Wald, auf kunstvoller Kopfsteinpflästerung. Der Weg war jetzt breit. Bevor man in der engen Schlucht unten bauen konnte, vor langer Zeit, wickelte sich der ganze Verkehr über diese Route ab. Sie ist ein einziges Kunstwerk, sehr gut erhalten und führt gewunden dem Berg angepasst, gelegentlich über eine alte Brücke, hinunter zum Talboden, wo man von Strassen, Bahnlinie, Fabriken, Lärm und Gleichgültigkeit in Empfang genommen wird.
Fabrik im Talboden |