was in den alpen fehlt...
Boten des Herbsts
Nach vielen sonnigen Tagen hatten sich rundum Wolken aufgetürmt, wie ich auf dem Passo di Andolla über Mittag beobachten konnte. Am späten Nachmittag dann - ich war bereits im sehr gastfreundlichen Rifugio Città di Novara (1474 m) in der Valle Antrona einquartiert - begann es zu regnen, erst sachte, dann immer heftiger. Als der Regen eine Weile aussetzte, stieg ich in den urtümlichen Weiler Cheggio hoch. Er war menschenleer, alle Fensterläden verriegelt. Ein letztes Auto mit zwei Älpler fuhr ins Tal. Wir waren eine handvoll Leute im Rifugio, wahrscheinlich die einzigen hier oben. Nochmals leuchtete der Himmel in warmem Gelb auf und liess mir gerade Zeit für eine Skizze, bevor es eindunkelte. Als wir gemütlich vereint und in guter Stimmung um den Tisch sassen und vom Wirtepaar im warmen Rifugio vorzüglich verwöhnt wurden, konnte es regnen, soviel es wollte ... und das tat es dann auch, die ganze Nacht und den folgenden Tag. Der Herbst hatte ein Zeichen gesetzt. Zeit aus den Bergen hinunterzusteigen ... ?
Begegnungen in den Alpen
Bergbauer beim Heuen |
Ich war wohl etwas schneller, so dass ich im steilen Bergwald plötzlich hinter ihm herging. Er trug eine ansehnliche Menge langer, dicker und dürrer Äste, zum feuern im Winter. Sein Bündel war geschickt gebaut. Er trug es über der linken Schulter, über der rechten seinen Stock, mit dessen gebogenen Ende er das Holz zusammenhielt. "Freihändig" stieg er auf diese Weise wendig und mit sicherem Schritt den steilen, gewundenen Pfad hinunter, ohne irgendwo anzustossen. Welch anmutige Eleganz! Bei einem Baum hielt er und lehnte mit einer einzigen, schnellen Geste das Bündel daran, ohne dass ein Ast zu Boden fiel. "Pesante!", meinte ich. "Nein", erwiderte er, "das ist NORMAL", und betonte lachend das letzte Wort. Wie ahnungslos ich doch war. Er dachte nicht daran, auch nur einen Moment Pause zu machen. Er hatte einzig gehalten, um an der Stelle weiteres Holz zu sammeln.
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