im winter in den süden

 

hund auf der promenade in chiavari

 

da war ich mitten im winter in ligurien, sass im gemächlichen regionalzug unterwegs zu einer wanderung, als die lautsprecher mit einem ausführlichen sermon über hygieneregeln begannen, erst auf italienisch, dann auf englisch. er endete mit "avoid touching your face". eine durchsage reichte nicht, nein, der sermon erfolgte ungefähr alle viertel stunde. es war jedesmal, als hielte der hund das bein hoch, um dir ins ohr zu pissen ...

 


an einem regentag zeichnete ich in der chiesa s. giovanni in chiavari eine statue von maleachi, ein endzeitprophet des alten testaments. laut wikipedia waren segen und gaben seiner zeit verdorben. maleachi prophezeite, dass ein kommender tag reinigung bringen werde und erst danach den menschen echter segen zuteil werde. denke ich an die lautsprecherpredigten im zug zurück, scheint mir, dass wir eindeutig in einer phase verdorbener segnungen und gaben leben, einer epoche, die wir getrost desinfektionszeitalter nennen können. unsere wahre reinigung steht allerdings noch bevor und wird gewiss nicht mit den derzeit hoch gepriesenen desinfektionsmitteln geschehen

 


aber ich hatte sehr wohl meine sonnentage, ganz für mich allein, denn wer geht schon im dezember nach ligurien zum wandern. tausende von erdbeerbäumen (corbezzolo) blühten und zogen hummeln an, so dass die luft manchmal von deren schwirren vibrierte

 


einige büsche trugen noch die leuchend roten früchte, die zum namen erdbeerbaum geführt haben dürften. was nur wenige wissen: der corbezzolohonig ist einzigartig, weil er nicht einfach süss ist, sondern von wilder und herber bitterkeit zugleich