Modeling in der Kunst (NLP)

Eigene Vorbilder zu persönlichen Lehrern machen

Modeling ist ein Ansatz aus dem NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren), eigentlich das Herzstück des NLP. Mit Modeling kann man Strategien anderer Menschen in allen Lebensbereichen erlernen. Modeling von Malern bedeutet jedoch keineswegs, dass man Bilder produziert, die so aussehen wie jene des Modells, z.B. so malt wie Picasso. Es geht nicht um ein Kopieren der - äusseren - Werke. Das ist zwar lehrreich, führt aber nicht zu Originalität, fördert gerade nicht die Entwicklung der eigenen, ganz individuellen Ausdrucksfähigkeit. Modeling geht weit über Kopieren hinaus. Gute, eigenständige Werke entstehen, wenn ein Maler oder eine Malerin zu seiner/ihrer eigenen, sehr persönlichen Bildersprache findet.

Im Modeling geht es um innere Zustände. Man lernt sich z.B. in den Zustand zu versetzen, in dem sich ein Modell an sein Werk macht. Picasso hatte etwas bewahrt, was den meisten Erwachsenen abhanden gekommen ist. Er konnte unvoreingenommen wie ein kleines Kind auf banale, alltägliche Objekte schauen. In solch einem Augenblick wahrscheinlich hat er Sattel und Lenker eines Fahrrads zur bekannten und eigenwilligen Skulptur eines Stierenkopfs zusammengefügt. Diese verlorene Sichtweise zurückzugewinnen führt meist zu einer Erweiterung der eigenen Möglichkeiten, gibt neue Impulse. Ergiebiges Modeling setzt leidenschaftliches Interesse an einem anderen Menschen und seiner Sache voraus, die man von innen her verstehen möchte.


Beispiele


Zürich Bullingerplatz 2016

Dieser Mohn schaukelte im Wind und zierte bescheiden einen Platz in Zürich. Beim Malen habe ich versucht, mich der Haltung des expressiven Aquarellisten Oskar Koller (s.a. Seite Bildkomposition) zu nähern. Koller hat seine Bilder "komponiert", indem er mit meist reinen Farben Fleck an Fleck setzte, stetig darum bemüht, diese in einen rhythmischen Bezug zueinander zu bringen.

Case Mulini in Morbio Inferiore 2001

Beim Malen dieser Rosen liess ich mich von der Sichtweise des Malers Giorgio Morandi leiten: die Welt mit ihren alltäglichen Geschäften hatte ich in schier unerreichbare Ferne entlassen... es gab nur noch diesen einen Rosenbusch. Es war leicht gewesen, in diesen Zustand zu verfallen, denn die Rose stand im Halbschatten im stillen und verträumten Hof einer ehemaligen Mühle im Tessin. Mein Interesse galt einzig den Aspekten Raum, Licht, Farbe und Formen. (Mehr zu Morandi weiter unten) Während im ersten Bild Fleckrhythmen im Zentrum stehen, sind es im zweiten eher Kontraste (Licht!).

ca. 1997

Diese Rose schliesslich habe ich gemalt, nachdem ich mich mit der Haltung von Milton Trager bei seiner Arbeit identifiziert hatte ... und der war kein Maler! Sondern Spezialist für Bewegung und Meditation. Mit seiner Methode hat er viele Menschen von schweren körperlichen Leiden befreit. In seinem Ansatz spielen freies Atmen, leichte und rhythmische Bewegungen eine grosse Rolle. Dies drückt sich im Bild in der Rosenblüte aus: ich habe sie aus einer weichen, sanften und lockeren Bewegung heraus gemalt. Ohne den Impuls von Trager hätte ich sie so nicht gemalt. Der Rhythmus hier ist ein anderer als im ersten Bild. Bei Trager geht es um Rhythmus in Körperbewegungen, bei Koller um den Rhythmus von Flecken in einer Bildkomposition. - Dieses Beispiel demonstriert, dass Modeling nicht zum Kopieren äusserer Werke führt, sondern zum Übernehmen innerer Strategien, die eben in verschiedenen Bereichen Sinn machen können.


Modeling offenbart und fördert unsere wahre Lernfähigkeit

Mit Modeling kann man unabhängig von jeder Institution Fähigkeiten in allen Lebensbereichen erwerben und verbessern, indem man sich gezielt geeignete Vorbilder aussucht und diese nach einem bestimmten System untersucht. Nach vielen Modelings habe ich beobachtet, dass Lernfähigkeit und Auffassungsvermögen allgemein besser und schneller geworden waren - und zwar wesentlich besser! Insbesondere fallen die "Umwege" beim Lernen weg, das Überflüssige und Unnütze, das man in der Schule in seine Lernstrategien unbemerkt eingewoben hatte, weil keine brauchbaren Anleitungen zur Verfügung standen.

Es ist sehr bedauerlich, dass heute noch in den Schulen nicht die natürliche Neugier und Lernlust im Mittelpunkt stehen. Ebenso wenig wird in einer Disziplin die jeweils am besten geeignete Art des Lernens untersucht und gefördert. Anstatt dessen übt man jahrelang innerhalb von vorgegebenen Denkrastern, die "richtigen" Antworten zu geben und möglichst gute Noten zu erlangen. Als liessen sich die eigenen, spezifischen Begabungen mit einer Zahl beschreiben, geschweige denn fördern! Dieses Lern- und Prüfungskonzept ist zu eng, um unsere tatsächlichen Fähigkeiten erfassen zu können und unsere wahren Potentiale sichtbar zu machen.

Unser Bildungssystems führt wohl zu einem grossen Wissen über die Welt draussen und ihre Dinge - ein vorwiegend statisches Wissen. Aber etwas lernen wir dabei nicht: wie wir unsere eigenen, inneren Strukturen sich verändernden, äusseren Umständen gezielt anpassen können, um so unsere Fähigkeiten laufend zu entwickeln. Dass genau dies nicht gelehrt wird passt zu unserer Leistungsgesellschaft mit ihren Hierarchien und normierten Vorstellungen darüber, wie Menschen zu funktionieren haben. So bleiben Menschen berechenbarer. Dieses System entmutigt systematisch die ursprüngliche Lernbereitschaft, die wir als Kind einmal hatten, und installiert mit viel Fleiss bei uns allen gut funktionierende und dauerhafte Lernbremsen. Es unterdrückt zugleich unsere Kreativität. Unser Gehirn lernt nicht so langsam, wie man es uns glauben macht - ganz im Gegenteil. Ein Gehirn, das nicht durch erworbene, einengende Strukturen beeinträchtigt wird, kann nur schnell lernen.

Mit Modeling können wir unsere ursprüngliche, angeborene, wendige und flexible Lernbereitschaft und -fähigkeit zurückgewinnen. Vor allem lernt man systematisch das Heft selbst in die Hand zu nehmen. - Etwas vom produktivsten für persönliches Wachstum ist schliesslich, die eigenen Lern- und Lebensbewältigungsstrategien mit den Prinzipien des Modelings zu erforschen. Man erkennt dann, wo die eigenen Grenzen sind und zugleich wie man sie überwinden kann.

Praxis des Modelings

Für ein gutes Modeling untersucht und dokumentiert man nach spezifischen Kriterien die inneren Prozesse des Modells - eines ausgewählten, guten Vorbilds. Am besten geht das, wenn man das Modell bei der Arbeit beobachten und direkt befragen kann. Weiter eignen sich Filme, in denen man dem Modell bei seinem Tun zuschauen kann und dieses seine Arbeitsweise kommentiert. Weiter taugen autobiografische Notizen, auch exakte Beschreibungen von zuverlässigen Drittpersonen, die das Modell gut kennen.

Nachfolgend ein von mir entwickeltes Format, mit dem ich meine Untersuchungen dokumentiere. Jedes Kästchen dient dem Erfassen von Kriterien und Prozessen, die im NLP beschrieben und als wichtig erkannt wurden. Das Format wurde im Beispiel mit Angaben zu Giorgio Morandi beim Malen ausgefüllt. Als Quellen dienten Aussagen von Kunsthistorikern, Ausstellungskataloge, Zeitungsartikel und Zitate von Morandi.

Systematisch lässt sich Modeling gut in einer Ausbildung zum NLP-Master oder NLP-Trainer erlernen, am besten bei einer erfahrenen und gut qualifizierten Fachperson.


In einer zweiten Phase ordnet man das Material so, dass daraus konkrete Handlungsanweisungen folgen. Eine Möglichkeit ist das folgende, auch von mir entwickelte Format. Bedeutsam sind hier die Spalten "Strategie" und "Trancetext". Der Trancetext ist ein - sehr kurzes Beispiel - für eine sorgfältig mit hypnotischen Sprachmustern verfasste Handlungsanweisung. Diese Sprachmuster erleichtern das Lernen auf unbewusster Ebene. Sie sind selbst eine Lernhilfe. Am besten erfolgt Lernen nämlich in entspanntem Zustand.



Psst! Stört mich nicht, bin am lernen!

Frank Wartenweiler in Zürich/Juni 2016